Alle Kinder haben Rechte - diese hält der OPENION-Projektverbund in einem Kinderrechtevertrag fest.
Bild: DKJS/ Christiane Müller

Alle Kinder haben Rechte

Mit einem Festakt enthüllte der OPENION-Projektverbund „Wir sind Demokratie – Vielfalt macht stark“ den selbst erarbeiteten Kinderrechtevertrag. Erfahren Sie im Bericht mehr über das Engagement für Kinderrechte an der St. Josef Grundschule Greven.

Elterliche Fürsorge, Bildung und Kultur oder Spiel und Freizeit – diese Rechte sollten für alle Kinder gelten. Am 28.06.2019 fand an der St. Josef Grundschule in Greven ein feierlicher Festakt zur Enthüllung des selbst erarbeiteten Kinderrechtevertrages statt. Entstanden ist dieser im Rahmen der Projektarbeit des OPENION-Projektverbunds „Wir sind Demokratie – Vielfalt macht stark“, bestehend aus der St. Josef Grundschule Greven und der Evangelischen Jugendhilfe Münsterland, gemeinsam mit allen Schülerinnen und Schülern der Grundschule.

Nach mehrfachen Überarbeitungen und Abstimmungen über Inhalt und Layout, steht nun heute das Ergebnis fest: Ein Vertrag, ein Versprechen, was Kinder und Erwachsene an unserer Schule tun wollen, damit die Kinderrechte bei uns eingehalten werden. Monika Wiesmann (kommissarische Konrektorin)

Dass es den Schülerinnen und Schülern ernst ist mit den Kinderrechten, wurde bereits zu Beginn der Veranstaltung deutlich, bei der einige von ihnen ein Lied aus dem Kindermusical Robinson vortrugen. Die Botschaft des Liedes „Wir müssen was tun. Wir wollen was tun. Wir werden was tun“ ließ dabei keinen Zweifel daran, wie wichtig allen das Thema Kinderrechte ist und dass sie bereit sind danach zu handeln. Die Schulleiterin der zertifizierten Kinderrechteschule St. Josef Grundschule Greven, Anne Sprakel, bedankte sich noch einmal bei allen Mitwirkenden für die Unterstützung des Projektes. Sie betonte dabei, wie gut die Zusammenarbeit mit der Evangelischen Jugendhilfe Münsterland über die Projektlaufzeit funktioniert hat. Insbesondere die Kooperation mit dem Offenen Ganztag habe eine räumliche Nähe und somit ideale Bedingungen ermöglicht.

Wir sind ein sehr hilfreicher Partner, weil wir die Arbeit des schulischen Vormittags ergänzen und fortführen. Und außerdem haben wir gemeinsam das ganze Projekt auf den Weg gebracht und haben an Netzwerk-Treffen teilgenommen und haben zusammen eine finanzielle Unterstützung bekommen. Frau Christen (Offener Ganztag)

Auch die Schulsprecherin richtete sich an die gesamte Schulgemeinschaft und verkündete, dass es ihr Ziel sei, den Vertrag einzuhalten und genau darauf zu achten, wie damit in Zukunft umgegangen werde. Sie erinnerte alle Anwesenden daran, dass „meine Rechte da beginnen, wo die Rechte des anderen aufhören. Oder anders gesagt, meine Rechte hören da auf, wo die des anderen anfangen“.

Wir haben gemerkt, dass es die Kinder in dieser Welt oft sehr schwer haben und dass es ihnen nicht gut geht. Auch hier in Deutschland. Wir wollen, dass sich alle daran halten: Kinderrechte sollten für uns selbstverständlich sein. Die Kinderrechte an unserer Schule wollen wir bekannt machen. Wir alle wollen darauf achten, auch die Erwachsenen, dass die Kinderrechte eingehalten werden. Und unser Vertrag wird uns in Zukunft täglich an die Vereinbarungen erinnern. Julia Alves (Schulsprecherin)

Anlässlich des Festaktes suchte sich jede Klasse jeweils ein Kinderrecht aus dem Vertrag aus und stellte es auf unterschiedliche Art und Weise der Schule vor. Dabei wurde deutlich, dass das Lieblingsrecht der Schülerinnen und Schüler das Recht auf Spiel und Freizeit ist, aber auch das Recht auf freie Meinungsäußerung und Information liegt ihnen am Herzen. Zum Abschluss der Präsentation der Kinderrechte fand der Bürgermeister der Stadt Greven noch lobende Worte für das Engagement der Schülerinnen und Schüler. Er hob hervor, dass dies nicht selbstverständlich sei und er hoffe, dass sie sich dieses Engagement auch für den Rest ihrer Schullaufbahn erhalten können. Als Ausklang der feierlichen Veranstaltung ließen alle Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer, Eltern und auch der Bürgermeister die Kinderrechte auf einer Postkarte mithilfe von umweltfreundlichen Luftballons in die Luft steigen. Verbunden war damit der Wunsch, dass diese Kinderrechte gefunden werden und somit auch über die St. Josef Grundschule in Greven hinaus wirken.

Für die Schule ist das Thema Kinderrechte mit dem Festakt keinesfalls abgeschlossen. Durch das nachhaltige Konzept des Projektverbundes werden die Kinderrechte nicht nur in diesem Schuljahr der Schwerpunkt sein, sondern langfristig in der St. Josef Grundschule verankert. Verschiedene Stellen in der Schule erinnern stets daran, wie hier das demokratische Zusammenleben heute und in Zukunft ganzheitlich gestaltet werden soll. Und von diesen Versprechen werden auch zukünftig Schülerinnen und Schüler an der Grundschule von den Ergebnissen des Projekts profitieren können. Für eine wirklich nachhaltig demokratische Schulkultur braucht es aber vor allem eines – die gemeinsame und stetige Zusammenarbeit von allen Beteiligten. Eine wichtige Frage dabei ist, ob die Kinder weiterhin mitwirken wollen. Doch daran lassen die fast dreihundert Schülerinnen und Schüler keinen Zweifel. Sie wollen sich auch in Zukunft mit Kinderrechten, mit Demokratie und Partizipation auseinanderzusetzen und ihr Umfeld aktiv mitgestalten.

Christiane Müller, OPENION-Mitarbeiterin aus dem Servicebüro in Köln/Frankfurt, ist während des Festakts mit Schulleiterin Anne Sprakel ins Gespräch gekommen. Erfahren Sie im Interview mehr über Höhepunkte und Zukunftspläne des Projektverbunds.

OPENION:

Was war für Sie so der größte Überraschungsmoment, wo sie gesagt haben oder wo sie gemerkt haben, so, hier sind wir jetzt auf dem richtigen Weg?

Anne Sprakel:

Das ist schwer zu sagen, weil das ein Prozess ist. Weil man auf diesem Weg des Prozesses auch immer wieder mal Stolpersteine hat. Und was mich so fasziniert ist, dass alle Kinder - auch so ein Erstklässler - jetzt verstanden haben, worum geht es eigentlich bei den Kinderrechten, was sind eigentlich Kinderrechte. Und: Ich bin hier in einer Schule, in der ich mich wohlfühlen kann, in der ich auch einen gewissen Schutz erfahre. In dieser Schule muss ich aber selbst auch Regeln einhalten. Und Rechte meint nicht gleich Pflichten. Also Rechte und Pflichten gegeneinander zu setzen. Julia hat es auf den Punkt gebracht, da wo die Rechte des anderen beginnen, da hören meine eigenen auch mal auf. Da muss ich mich an Regeln halten. Partizipation und demokratisches Handeln von Kindern und Erwachsenen sind aus meiner Sicht wichtige Grundlagen für ein friedliches Miteinander. Ein wichtiges Instrument, das wir im Zusammenhang mit dem friedlichen Umgang nutzen können, möchte ich ansprechen. Das ist unsere „Friedenstreppe“, die von allen Kindern genutzt werden kann und wird. Sie ist in Konfliktsituationen nicht mehr wegzudenken. Zurück zu heute: Das war natürlich ein besonderer Tag, weil die Enthüllung unseres Kinderrechtevertrages den vorläufigen Höhepunkt unseres Weges zur Kinderrechteschule darstellt. Außerdem gehört unser traditionelles Musical in diesem Jahr dazu, das mich ebenfalls sehr bewegt hat. Das passt genau in den Rahmen, in das „Große Ganze“ unserer Arbeit und auch im Nachhinein kommen jetzt gute Rückmeldungen. Besonders auch von Kindern, die jetzt also begriffen haben, es geht anderen in der Welt gar nicht so gut wie uns. Wir schauen bereits seit langer Zeit auf die Menschen dieser Gruppe, z.B. durch unsere Aktionen für die Partnerschule in Tansania.

OPENION:

Und was ist Ihr Ansinnen für die Zukunft, wo Sie sagen, so da wollen wir noch hin?

Anne Sprakel:

Wir werden jetzt schauen. Wir gehen noch einmal in Klausur. Wir, das sind die Beteiligten mit dem Kooperationspartner, um zu überlegen: Was ist bei der Nichteinhaltung? Welche Maßnahmen gehören also zu einem solchen Vertrag, wenn er nicht eingehalten wird? Und natürlich werden wir in die Zukunft blicken, wie es weiter geht mit den Kinderrechten. Das Projekt OPENION soll nachhaltig wirken und unser Schulprofil stärken. Dazu gehören Antworten auf die Frage: Wie bringen wir denjenigen, die nicht in diesen Prozess eingebunden waren, unser Profil und die Kinderrechte nahe? Das wird in jedem Schuljahr eine Herausforderung bleiben, besonders für alle „neuen“ Kinder, Kolleginnen und Kollegen sowie Eltern.

Zurück