Sammeln von Ideen zur Demokratieförderung
Foto: DKJS

Zeitgemäße Demokratiebildung reagiert auf Veränderungen

Demokratie-Projekte unterstützen die Entwicklung des politischen Engagements von Jugendlichen

Junge Menschen organisieren sich heute weniger in politischen Parteien oder Gewerkschaften. Dennoch gibt es viele junge Menschen, die sich politisch engagieren, wie die SchülerInnen und Schüler, die Demokratie-Projekte umsetzen, sagt Dr. Jochen Walter, Referent für politische Bildung beim Kultusministerium Niedersachsen und Programmpartner von OPENION. Diese Einschätzung wurde auf dem ersten Netzwerktreffen der Niedersächsischen Projektverbünde am 30. und 31. August in Hannover bestätigt. Die beteiligten Schülerinnen und Schüler zeigten nicht nur mit ihren Projektideen hohes Interesse und Engagement, sondern auch in den gemeinsamen Workshops vor Ort. Zusammen mit der Jungen Presse Niedersachen (JPN) entwickelten sie zu den Themen Demokratie, Gleichberechtigung und Digitalisierung Materialen für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.

Dr. Jochen Walter ist zuständig für Maßnahmen und Projekte der politischen Bildungsarbeit, die über den Fachunterricht im engeren Sinne hinausgehen. Die vielseitigen Projekte, die von OPENION – Bildung für eine starke Demokratie unterstützt werden, leisten einen Beitrag zu guter Demokratiebildung, indem sie zeitgemäß auf die Veränderungen des politischen Engagements reagieren. Das Potenzial dafür liegt in der Kooperation der Schulen und außerschulischen Partner. So nehmen Jugend- und Sportverbände in der Lebenswelt und im Sozialraum der Jugendlichen eine wesentliche Rolle ein und sind deshalb als Partner für eine gute Demokratiebildung unverzichtbar.

 

Herr Walter, was ist für Sie eine gute Demokratiebildung?

Eine gute Demokratiebildung ist eine, die dafür sorgt, dass sich junge Menschen beteiligen. Das muss man vielleicht auch erst einmal lernen – wie sie partizipieren können, und das auch in der Schule. Und zwar wirklich partizipieren. Das heißt, dass ihr Engagement nicht nur eine Pro forma-Veranstaltung ist, sondern dass es auch Effekte hat. So merken sie: Sie sind selbstwirksam und können etwas erreichen. Ich glaube, ganz wesentlich ist, dass man auch aktiv in der Zivilgesellschaft werden kann. Denn solche Projekte der politischen Bildung und der Demokratiebildung sind ja nicht auf die Schule beschränkt, sondern sollen in die Zivilgesellschaft wirken.

Was kann OPENION konkret bewirken?

Ich glaube, das wichtige bei OPENION ist, dass die Schülerinnen und Schüler mit den Lehrkräften, dem schulischen Personal und den außerschulischen Partnern zusammenarbeiten. Da kann man sehr viel von- und miteinander lernen. Diese Öffnung von Schule ist das Wesentliche, weil die Schule kann und weiß. Viele Andere können das aber auch, und wenn man sich zusammentut, dann erreicht man meistens noch mehr. Man will ja in die Gesellschaft wirken und das kann man über so eine Öffnung.

Wo sehen sie im Moment Gefahren für die Demokratie in Deutschland?

Wenn man die Bilder aus Chemnitz von Montag und auch schon davor anschaut, können wir sehen - und das ergeben auch Studien - dass die Demokratie von verschiedenen Seiten angegriffen wird (Anm. d. Red.: Rechte Proteste und Gewalt in Chemnitz Ende August). Die Mitte wird dünner, gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit nimmt stark zu und ist stark vertreten. Das Vertrauen in Demokratie auch nicht mehr so da, auch nicht in die Institutionen und die Eliten. Das ist ein Punkt, der uns Sorge bereitet. Aber genau da wollen wir ansetzen und dafür sorgen, auch Dialogfähigkeit und Konfliktfähigkeit bei Schülerinnen und Schülern zu stärken und dem etwas entgegenzusetzen.

Für wie engagiert halten Sie junge Menschen in Deutschland?

Das ist eine gute Frage, die kriegt man oft gestellt bekommt. Denn es wird ja immer konstatiert, Jugendliche interessierten sich nicht für Politik. Ich sehe das nicht so. Ich sehe sehr viele engagierte junge Menschen, auch Schülerinnen und Schüler, die tolle Projekte machen. Wir haben auch den Schülerfriedenspreis, wo wir das dann auch gut sehen können. Ich denke nur, dass sie sich nicht mehr so klassisch politisch organisieren wie früher: Dass sie in Parteien gehen oder in Gewerkschaften zum Beispiel. Oft ist das punktueller, das ist aber deswegen nicht weniger wert. Man muss dann nur gucken, wie man so etwas verstetigen kann. Ich bin da eigentlich optimistisch, da können wir ansetzen. Das wollen wir mit OPENION und mit anderen Projekten eben auch verstärken.

Wieso funktioniert das Konzept der Kooperation zwischen schulischen und außerschulischen Partnern bei OPENION so gut?

Das funktioniert deswegen so gut, weil beide voneinander lernen und weil das nichts Übliches ist. Ich glaube, das macht Schülerinnen und Schülern, auch den Lehrkräften und dem anderen Personal an der Schule auch Spaß. Man kann sich austauschen und neue Impulse bekommen. Die Lernorte oder die Partner außerhalb der Schule lernen auch etwas dazu. Ich glaube, dann entsteht eine Atmosphäre, die es sehr befördert, dass man auch mal ungezwungener ist. So arbeitet man nicht in diesen festen Formen des Unterrichtes zum Beispiel am Thema Demokratie und geht gegen Diskriminierung vor.

Wie unterstützt das Kultusministerium OPENION?

Wir sind im Landesbeirat vertreten. Die Projekte, die heute hier sind, haben wir mit ausgesucht. Das ist unsere Unterstützung. Wir stehen auch weiterhin zur Verfügung. Zusammen mit dem Landesjugendamt, dem NLQ (Anm. d. Red.: Das Niedersächsische Landesinstitut für schulische Qualitätsentwicklung) und der Landeszentrale für Politische Bildung bilden wir den Landesbeirat. Wir begleiten die Projekte, sodass sie auch gut ins Arbeiten kommen. Wenn Probleme auftauchen, sind wir auch gerne bereit, zu unterstützen und zu helfen – zusammen mit der DKJS natürlich.

 

Das Gespräch führte Elena Everding

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