Was macht gute kooperative Demokratiebildung aus?

Wir haben Jugendliche sowie Vertreter:innen aus Wissenschaft, Verwaltung und Praxis gefragt: Was macht für euch gute kooperative Demokratiebildung aus?

Aus diesen Rückmeldungen haben wir drei Qualitätsdimensionen entwickelt: die inhaltliche, die pädagogische und die strukturelle Dimension. Jede Dimension enthält mehrere Kriterien, die verschiedene Themen umfassen und Merkmale enthalten – diese zu reflektieren stärkt Demokratieprojekte in ihrer konkreten Arbeit. Denn sie setzen sich ausgehend von ihren jeweiligen Grundlagen, ihrem Kontext und konkreten Projekten aktiv mit den Kriterien und deren jeweiligen Merkmalen auseinander, passen sie für ihre Arbeit an und setzen sie individuell um.

Die acht Qualitätskriterien innerhalb der drei Dimensionen bilden das Ergebnis des Entwicklungsprozesses. Gute Demokratiebildung hat allerdings viele Gesichter und bedeutet nicht überall dasselbe. Sie lässt sich nicht in einem geschlossenen Rahmen denken und abschließend beschreiben. Die Kriterien sind Impulse zur Reflexion für eine individuelle Umsetzung. Daher fragen wir alle, die an guter Demokratiebildung mitwirken wollen: Was ist DEIN Kriterium? Was für Erfahrungen, Schwerpunkte und Ergänzungen sind dir wichtig und gehören für dich zu guter Demokratiebildung?

Welches sind die Qualitätskriterien für kooperative Demokratiebildung?

Werte und Demokratiekompetenzen

Die Reflexion grundlegender Werte einer vielfältigen Demokratie und die Diskussion eigener, anderer und grenzwertiger Wertvorstellungen sind ein wichtiges Element der Demokratiebildung. Demokratieprojekte stärken zudem konkrete Demokratiekompetenzen junger Menschen.

Wichtige Merkmale:

  • eigene und gemeinsame Werte vergewissern
  • Grenzen des demokratischen Spektrums thematisieren
  • Demokratiekompetenzen stärken
Demokratieverständnis

Junge Menschen setzen sich mit Demokratie auseinander und entwickeln ein eigenes Verständnis davon, was Demokratie für sie bedeutet. Außerdem beschäftigen sie sich mit dem Politischen an ihrer Projektarbeit und innerhalb ihrer Lebenswelten.

Wichtige Merkmale:

  • eigenes Demokratieverständnis formulieren
  • eigene Positionierung entwickeln
  • Politisches an den eigenen Aktivitäten erkennen
Beteiligungsverständnis

Ein reflektiertes Beteiligungsverständnis der erwachsenen Begleitpersonen in Demokratieprojekten und dessen Umsetzung stärken die Beteiligung junger Menschen. Demokratieprojekte teilen Macht, gestalten Prozesse offen und bedarfsgerecht und sie reflektieren Bedingungen und Standards für Beteiligung.

Wichtige Merkmale:

  • Beteiligungsverständnisse gemeinsam diskutieren
  • Beteiligung zutrauen, ermöglichen und begleiten
  • Standards der Kinder- und Jugendbeteiligung berücksichtigen
Haltung und Rolle

Die beteiligten erwachsenen Begleitpersonen in Demokratieprojekten reflektieren ihre eigene Haltung als Demokratiebildner:innen. Außerdem setzen sie sich mit ihren Rollen, gesellschaftlichen Positionierungen sowie mit den damit einhergehenden Aufgaben, Inhalten und Zielen auseinander.

Wichtige Merkmale:

  • Motivation und Rolle der Erwachsenen klären
  • Fachspezifische Methodik und Didaktik anwenden
  • junge Menschen ernst nehmen
  • eigene gesellschaftliche Positionierungen diskriminierungskritisch reflektieren
Lebensweltorientierung und Diversität

Demokratiebildung setzt an den diversen Lebenswelten junger Menschen an und bezieht sie in Projekte mit ein. Sie schafft neue Räume und Teilhabe. Sie befähigt junge Menschen, ihre unmittelbaren Lebenswelten und Umgebung mitzugestalten.

Wichtige Merkmale:

  • diverse Lebensumstände anerkennen
  • freie Räume und Teilhabechancen schaffen
  • an Erfahrungen anknüpfen und Sozialräume gestalten
Lernkultur

Demokratiebildung beinhaltet gute Lernbedingungen, unter denen junge Menschen eine wertschätzende und vertrauensvolle Atmosphäre erleben sowie einen unterstützenden Rahmen vorfinden, der sie in ihren Lernerfahrungen stärkt.

Wichtige Merkmale:

  • Wertschätzende Atmosphäre bieten
  • Positive Fehlerkultur etablieren und entwickeln
  • Gruppenlernen und Entwicklungsprozesse reflektieren
Projektmanagement

Ein spezifisches, messbares, attraktives, realistisches und terminiertes (SMARTes) Projektmanagement, das Projekte in der Demokratiebildung über alle Phasen begleitet, stärkt die Wirkung für junge Menschen. Gerade weil Demokratiebildung junge Menschen beteiligt und ihre aktuellen politischen Themen und Fragen aufnimmt, braucht sie ein gutes Projektmanagement und ausreichend Ressourcen.

Wichtige Merkmale:

  • Projekte wirkungsorientiert planen
  • Projekte offen umsetzen
  • Projekte gemeinsam finalisieren
Kooperationsmanagement

Demokratieprojekte pflegen und entwickeln die Zusammenarbeit mit Partner:innen und den beteiligten Organisationen. Dazu arbeiten die involvierten Akteur:innen an einem gemeinsamen Verständnis ihrer Demokratiebildung, sie etablieren klare Arbeitsstrukturen, binden Organisationen ein und entwickeln eine Kooperationskultur.

Wichtige Merkmale:

  • ein gemeinsames Kooperationsverständnis auf Augenhöhe entwickeln
  • klare Arbeitsstrukturen finden
  • Unterstützung beteiligter Organisationen nutzen
  • partnerschaftliche Kooperationskultur aufbauen
DEIN Kriterium!

Was noch? Was gehört für dich zu guter Demokratiebildung?

 

Was heißt eigentlich „Qualität“? – Unser Qualitätsverständnis

Was bedeutet eigentlich „gute“ kooperative Demokratiebildung? Die DKJS arbeitet mit einem prozesshaften und offenen Verständnis von Qualität, das verschiedene Perspektiven anerkennt und zulässt. Qualität ist kein statischer Begriff, sondern Teil eines Aushandlungsprozesses der involvierten Akteur:innen. Qualität entsteht vor Ort. Gute Demokratiebildung lässt sich daher nicht abschließend beschreiben und in einem geschlossenen Rahmen denken. Demokratiebildner:innen arbeiten unter unterschiedlichen Rahmenbedingungen. Die Qualität soll ihren individuellen Bedürfnissen entsprechen, an Ausgangslagen anknüpfen und im Team reflektiert und weiterentwickelt werden.

Bild: DKJS/Evi Blink