Drei Personen arbeiten gemeinsam an einem Projekt
Foto: DKJS/Sedat Mehder

Prozessmoderator Volkert Brammer über Herausforderungen und Chancen in der Projektarbeit zwischen Schulen und außerschulischen Akteuren

Ein Bericht von Volkert Brammer

Es kommt immer anders als man denkt: Die Aufgabe der Prozessmoderation

Die Rolle eines Prozessmoderators ist es, Planungs- und Arbeitstreffen zu moderieren, die Projektverbünde vor Ort dabei zu unterstützen, eine Ist-Stand-Analyse vorzunehmen, Meilensteine zu entwickeln sowie SMARTe Ziele zu formulieren und umzusetzen.

Im Sinne aller Projektbeteiligten wäre dies zumindest der optimale Verlauf. Im Laufe der Zusammenarbeit geht dieser Plan jedoch nicht immer auf: Projekte, die im System Schule angelegt sind, unterliegen einer ganz eigenen Dynamik und verlangen von den Akteuren und Verantwortlichen Flexibilität, regelmäßige Anpassung an die Bedingungen vor Ort und für auftretende Herausforderungen und Probleme eine lösungsorientierte Haltung. Als Moderator bedeutet das wiederum, prozessorientiert vorzugehen und aktuelle Veränderungen einzubinden – dabei sollte das Projektziel dennoch nicht aus dem Fokus geraten.

Um konkrete Herausforderungen und Lösungsvorschläge aufzuzeigen, wird folgend die Begleitung eines Projektverbunds skizziert. Dieser Weg ist vielleicht nicht auf alle Projekte übertragbar, hält aber dennoch kritische Fragen bereit, die sich jede Projektgruppe stellen sollte.

Die gemeinsame Arbeit mit dem Projektverbund „Extremislos –gemeinsam gegen demokratiefeindliche Tendenzen“ begann mit einer Ist-Stand-Analyse, in der wir uns gemeinsam folgende Fragen stellten:

  • In welcher Projektphase befindet sich das Projekt? Welche Aufgaben resultieren für uns daraus?
  • Wie steht es um den Rückhalt im Kollegium und Schulleitung? An welchen Stellschrauben könnten wir drehen, um dies zu verbessern?
  • Da Schulprojekte oft sehr personengebunden sind: Wie kann eine dauerhafte Umsetzung sichergestellt werden, unabhängig vom persönlichen Engagement einzelner Mitarbeitenden?
  • Welche Umgangsweisen und Lösungen finden wir für aktuelle Herausforderungen?

Prozessmoderation hat auch ihre Grenzen: Im Vordergrund geht es darum, die Arbeit des Projektverbundes zu unterstützen und zum Gelingen des Projektziels beizutragen. Voraussetzung dafür ist auch eine Motivation und offene Haltung seitens beider Projektpartner sich darauf einzulassen und auch mal auftretende Uneinigkeiten in diesem Rahmen zuzulassen.

Immer wieder ein Thema: Fragen zur Orientierung, Strukturierung und Umsetzung

Zentrales Vorhaben des Projektverbundes war es, ein Kompetenztraining gegen Gewalt für Schülerinnen und Schüler zu entwickeln und durchzuführen. Um Wirkung und Zielsetzung zu erweitern, indem das Kompetenztraining in den Wahlpflichtunterricht der Schule eingebunden wird. Beim ersten gemeinsamen Treffen im Rahmen der Prozessmoderation wurde deutlich, dass dieses Vorhaben nicht wie geplant umgesetzt werden konnte, da der Schwerpunkt im Wahlpflichtunterricht umstrukturiert wurde.

In dieser Situation ergab sich ein kurzzeitiger Moment der Unsicherheit, da neue Ideen gefunden und sortiert werden mussten. Genau hier zeigte sich die besondere Dynamik schulischer Projekte: Es kam anders als gedacht. Es galt aufgrund von neuen Rahmenbedingungen umzuschalten, die Veränderungen sportlich zu nehmen und Alternativen zu finden, was der Projektverbund in der Zusammenarbeit gemeistert hat.

Nach wie vor war es das Ziel, Möglichkeiten zu finden, dass das Projekt perspektivisch fester Bestandteil der Schulkultur wird, um Schülerinnen und Schüler auch stärker im Schulalltag einzubinden. Dieses Vorhaben sollte wiederum im Rahmen eines Schulentwicklungstages allen relevanten Akteuren der Schule vorgestellt werden.

Methodisch wurde dieser Schritt wie folgt strukturiert:

  1. Sammeln der Ideen (Brainstorming & inhaltliche Ausrichtung festlegen).
  2. Festlegung auf Produkte: Das Vorhaben umfasste schließlich verschiedene Angebote für Schüler und Schülerinnen, beispielsweise die Möglichkeit zur Mitwirkung als Co-Trainerin oder Co-Trainer beim Kompetenztraining oder Unterstützung der Pausenaufsicht.
  3. Ressourcenplanung und Rollenklärung: Schärfen der Ideen hinsichtlich von Zuständigkeiten und Zeiträumen.
  4. Zielsetzung: Entwickeln eines konkreten Zieles für die Projektsäule.
  5. Zeitplanung: Festlegen realistischer Zeiträume für Durchführung und Überprüfung des Projektziels.
  6. Meilensteinplanung: Ableiten der wesentlichen Schritte.

Was sich in der obigen Aufzählung kurz darstellen lässt, entspricht in der gemeinsamen Projektarbeit einem Dauerlauf mit vielen Zwischenetappen. Aus diesem Grund ist es hilfreich, nach gewisser Zeit zu kontrollieren, in wie weit das Projekt „die Spur hält“ oder ob inhaltliche oder organisatorische Anpassungen vorgenommen werden sollten. So tauchten bei einem Treffen zur Zwischenbilanz im konkreten Beispiel in diesem Zuge zwei Fragen auf:

  1. Kann das Training für sie im neuen Schulhalbjahr fortgesetzt werden?
  2. Wie kann für eine Nachhaltigkeit dieser Schülergruppe gesorgt werden?

Diese Unsicherheiten konnten im Rahmen der Begleitung in einen konkreten Bedarf übersetzt werden, der sich in der folgenden Frage spiegelt: Was können wir tun, um das Projekt personell und strukturell dauerhaft abzusichern? Es zeigt sich, dass es oftmals nur der richtigen Nachfrage bedarf, um in diesem Fall beispielsweise die vorhandenen Ressourcen und Zuständigkeiten neu zu bewerten und zu verteilen.

Am Ende einer Projektphase lohnt es sich, die Lernerfahrungen zu bilanzieren und einen fokussierten Rückblick auf das Projekt zu wagen, angefangen von der ersten Projektidee bis hin zum Abschluss. Sogenannte „Lessons Learned“ waren im konkreten Projektverbund beispielsweise „einfach anfangen“, „Rahmenbedingungen anpassen“, „rechtzeitig Entscheider informieren“.

Herausforderungen als Chance begreifen: Zusammenarbeit zwischen Schule und außerschulischen Partnern

Das exemplarische Projekt ist ein gutes Beispiel dafür, welches Potenzial die Öffnung von Schulen hin zu Kooperationen haben kann. Diese können Schulen und Schulkultur bereichern, liefern Antworten auf Herausforderungen, die sich für Kinder und Jugendliche in unserer Gesellschaft und ihrer Lebenswelt ergeben. Durch die Zusammenarbeit von außerschulischen Projektpartnern kann Schule auf weitere Kompetenzen und Erfahrungen zurückgreifen und Themen ins Schulleben einbringen, die fachlich oder zeitlich ansonsten nicht unterzubringen wären. OPENION möchte hierbei unterstützen und zu diesem Schritt ermutigen, den eigenen Horizont zu erweitern und sich den Herausforderungen zu stellen.

Die folgenden Gelingensbedingungen können hier Orientierung bieten, auf was es in der Projekt- und Zusammenarbeit ankommt:

  • Kommunikation und Kontinuität: Wie kann ein regelmäßiger Austausch zwischen Projektpartner und Lehrkräften gesichert werden, um auf situative Herausforderungen der Schülerinnen und Schüler besser einzugehen?
  • Transparenz und Öffentlichkeit: Was braucht es für eine institutionsinterne Anerkennung des Projekts? Wann und wo kann über das Projekt informiert werden, um für möglichst große Transparenz zu sorgen?
  • Rollenklärung im Team: Wer ist wofür zuständig? Welche Aufgaben beinhaltet diese Rolle?
  • Aufgaben zu jeder Projektphase definieren: Wer sind die jeweiligen Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner der Zusammenarbeit? Wie soll die inhaltliche Arbeit aussehen? Wer informiert wann wen und wie über Rahmen und Verlauf des Projekts? Wer ist zuständig für die Bilanzierung und Weiterführung des Projekts?
  • Verlässlichkeit: Verbindliche Terminzusage des Kooperationspartners, Information über Schulveranstaltungen, Krankheit von Teilnehmenden.
  • Rahmenbedingungen erkennen und erklären: Unerlässlich ist es, Rahmenbedingungen, wie z.B. Aufsichtspflicht, Haftungsfragen zu klären. Denn die können im Zweifelsfall zum "Projektkiller" werden!