Foto: Stefan Kellner

Lehrer Pascal Mennen sieht in Begegnung und Perspektivübernahme die treibende Kraft für demokratisches Handeln.

Anlässlich des Internationalen Tags der Demokratie am 15. September 2019 spricht Pascal Mennen, schulischer Ansprechpartner vom OPENION-Projektverbund „Sexuelle und geschlechtliche Selbstbestimmung“, mit OPENION über die Bedeutung von Demokratie und zeitgemäßer Demokratiebildung.

OPENION:

Heute findet der Internationale Tag der Demokratie zum 13. Mal statt. Warum ist es gerade jetzt wichtig, an diesen Tag zu erinnern und die Demokratie zu feiern?

Pascal Mennen:

Jeder Tag ist ein guter Tag, die Demokratie zu feiern. In einer Zeit, in der Rechtspopulisten zunehmend sprachliche Räume betreten, in denen die Demokratie kritisiert wird, braucht es gute und schlagfertige Argumente für ein demokratisches, friedliches und vielfältiges Miteinander. Denn die Populisten und Demokratiefeinde suggerieren zwar das offene Ansprechen von Problemen der Demokratie, verschließen aber in Wahrheit die Türen mit ihren Brachialargumenten, die keine Widerrede zulassen. Einen solchen Tag der Demokratie zu feiern, demokratische Strukturen, Prozesse und Projekte zu zeigen, schafft also Begegnungen und öffnet Räume für lebendige Diskussionen – und das ist es, was eine Demokratie und eine gute Gesellschaft wirklich ausmacht.

OPENION:

Beim OPENION-Bundeskongress „demokratiebildung.heute" am 26./27.9. in Berlin stehen Bedingungen und Methoden zeitgemäßer Demokratiebildung im Mittelpunkt. Was brauchen Kinder und Jugendliche, um in ihrem demokratischen Handeln bestärkt zu werden?

Pascal Mennen:

Ich glaube fest daran, dass Perspektivübernahme durch Begegnungen und Sichtbarkeit Schlüsselerlebnisse für demokratisches Handeln sind. Marginalisierte Gruppen in das eigene Denken und Handeln selbstverständlich einzubeziehen und sich darüber hinaus seiner eigenen Privilegien bewusst zu sein, hilft nachhaltig Partizipation und Gleichberechtigung zu fördern. Solche Schlüsselerlebnisse zu schaffen und auf Diskriminierungen hinzuweisen, kann bei Kindern und Jugendlichen einen ganz eigenen Antrieb für demokratisches Handeln aktivieren, der lange über unseren zeitlichen Einflussbereich hinaus 'brennt'.

OPENION:

Sie werden beim OPENION-Bundeskongress Ihr Projekt zum Thema Wertebildung bei Jugendlichen vorstellen. Wie können erwachsene Begleitpersonen Wertebildung zeitgemäß und gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen gestalten?

Pascal Mennen:

Die projektbasierte Arbeit anhand eines 'Problemfeldes' in der Hand der Kinder und Jugendlichen gelenkt durch die Erwachsenen ist unser Beispiel. Wir haben festgestellt, dass für nicht-heterosexuelle oder trans*Jugendliche an unserer Schule nichts getan wird. Erfahrungsberichte unterstützten auf emotionale Art und Weise unsere Vermutung, dass es diesen Jugendlichen nicht gut geht und dass sie sich häufig nicht als Teil der Gemeinschaft sehen. Wir haben beschlossen dies zu ändern, einen Schutzraum geschaffen, Kontakte geknüpft, Sichtbarkeit erzeugt und die Schule sowie das Kollegium dazu gebracht, sich klar zu positionieren und ein Zeichen zu setzen. Unsere Gruppe ist immer größer geworden und wir haben ein gemeinsames Ziel, das ist wichtig.