Was gibt es Neues im Projekt OPENION – Bildung für eine starke Demokratie und dem Kompetenznetzwerk „Demokratiebildung im Jugendalter“? Hier finden Sie aktuelle Informationen rund um das Thema zeitgemäße Demokratiebildung.
Wie erklärt man Krieg?
Die DKJS und Jennifer Rauch – psychologische Psychotherapeutin für Verhaltenstherapie – geben Hilfestellung und zeigen auf, wie pädagogische Fachkräfte und Eltern die aktuelle Situation Kindern und Jugendlichen erklären können.
Was passiert gerade in der Ukraine? Warum greift Russland einfach ein anderes Land an? Was ist überhaupt Krieg? Alles Fragen, die Kinder und Jugendliche gerade stellen – und die gut beantwortet werden wollen.
Stabilität für Kinder und Jugendliche
Für Annekathrin Schmidt, Expertin der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) für Persönlichkeitsbildung, ist es gerade jetzt wichtig, dass Erwachsene Ruhe und Zuversicht ausstrahlen: „Die Bilder und Berichte aus der Ukraine lösen bei vielen Menschen starke Gefühle, Ängste und Sorgen aus. Nicht nur die Erwachsenen macht die aktuelle Situation betroffen, sondern auch die Kinder und Jugendlichen. Gerade jetzt brauchen sie Stabilität. Eltern, Pädagog:innen und alle erwachsenen Begleiter:innen von jungen Menschen tragen eine hohe Verantwortung. Ruhe, Gelassenheit und Zuversicht zu vermitteln ist gar nicht so leicht, wenn man selbst voll Sorgen ist. Deswegen ist es wichtig, dass auch die erwachsenen Begleiter:innen auf sich selbst achten und für ihr Wohlbefinden sorgen, um Ruhe zu bewahren und um diese dann auch weitergeben zu können.“
Wie erkläre ich das Unerklärliche?
Jennifer Rauch ist psychologische Psychotherapeutin für Verhaltenstherapie und hat Verständnis dafür, dass sich Eltern, aber auch Fachkräfte mit dem Thema schwertun: „Es gibt kaum etwas Schwereres als mit Kindern über Themen zu sprechen, die wir Erwachsene selbst kaum verstehen, die aber offensichtlich so bedeutend sind oder Ängste wecken, dass das Thema kein Tabu bleiben kann. In aller Kürze: Schwer an diesen Gesprächen ist oft die unbewusste Angst der Erwachsenen, durch diese Gespräche Ängste nicht nur abbauen zu können, sondern möglicherweise auch zu schüren. Aber vor allem, indem wir über das Thema offen sprechen, lassen sich gemeinsam Ängste abbauen und den Kindern Strategien vermitteln, die ihnen den Umgang mit den eigenen Gefühlen ermöglichen.“
Mit gezielten Rückfragen die Emotionen hinter den Fragen verstehen
Für Jennifer Rauch ist es enorm wichtig, dass die Erwachsenen den Hintergrund der Fragen verstehen: „Als Eltern oder pädagogische Fachkräfte ist es unsere Aufgabe, mit Kindern über alles zu sprechen wonach sie fragen. Die Fragen unterscheiden sich oft in ihrer Motivation, zum Beispiel Fragen aus Neugier oder aus Sorge. Versuchen Sie daher zunächst zu verstehen, woher diese Fragen kommen. Durch gezielte Rückfragen können Eltern und Pädagogen die Emotionen hinter den Fragen der Kinder besser verstehen.“
Bei den Antworten zählt Offenheit, Sachlichkeit und Ehrlichkeit
Für Psychotherapeutin Rauch kommt es nun auf die Antworten an, um den Kindern und Jugendlichen entsprechende Stabilität zu geben: „Kinder bemerken vorenthaltene Informationen schnell und dies verstärkt Ängste, weil mehr Raum bleibt, diese Leere mit Fantasien zu füllen. Beantworten Sie deshalb alle Fragen der Kinder und möglichst nur diese, und versuchen Sie dabei über die aktuellen Ereignisse so offen wie es geht zu sprechen. Bleiben Sie beim Erzählen sachlich und gehen konkret auf die Frage ein, die ihnen das Kind gestellt hat. Schließen Sie Sie ihre Gefühle mit in Ihre Antwort ein. Für Kinder kann die Einsicht sehr hilfreich sein, dass auch uns Erwachsene etwas verunsichern kann, es aber hilft, darüber zu sprechen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Um etwas erklären zu können, bedarf es glaubwürdig zu sein. Sollte ich selbst mal etwas nicht verstehen, beantworten oder nicht in Worte fassen können, ist es wichtig dies auch zuzugeben. Man kann dann auch gemeinsam überlegen, wo man Antworten finden kann. Dies verringert den Raum für Verunsicherung und ängstigende Fantasien.“
Am Ende: Gemeinsame Aktivitäten ableiten
Zum Schluss hat Frau Rauch noch einen wichtigen Tipp: „Um ein Gefühl der Ohnmacht vor einem Problem zu vermeiden, empfiehlt es sich auch oft am Ende eines Gespräches gemeinsam aktive Handlungen abzuleiten. Was könnte helfen? Wer unternimmt was? Spenden, demonstrieren, beten/Gottesdienst, weitere Informationen einholen etc.“
Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf der Website der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) veröffentlicht.