Beim Tag der Bildung gab es eine Diskussion über Digitalisierung und Demokratie
Foto: DKJS/Jörg Farys

Demokratiebildung in der „Generation Internet“

Beim Tag der Bildung 2018 ging es um demokratische Handlungskompetenzen im digitalen Zeitalter

Bei der Veranstaltung zum Tag der Bildung 2018 ging es um die Frage, wie junge Menschen befähigt werden können, eine digitalisierte und demokratische Gesellschaft mitzugestalten. Moderiert von NDR-Journalistin Julia Niharika Sen diskutierten Helmut Holter (Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Thüringen), Petra Caspers-Naujoks (Schulleiterin der Mittelpunktschule Hartenrod in Hessen), Meike Otternberg (Deutsches Institut für Vertrauen und Sicherheit im Internet) und Dr. Heike Kahl (Deutsche Kinder- und Jugendstiftung) über Anforderungen der Demokratiebildung und Digitalisierung.

„Schulen müssen Lern- und Lebensort für Demokratie sein. Wir müssen sie dabei unterstützen, die Voraussetzungen dafür zu schaffen. Die Stärkung der digitalen Ausstattung und Kompetenz ist eine davon“, so Holter, Vorsitzender der Kultusministerkonferenz.

Von der Schule fühlen sich momentan 69 % der 14- bis 24-Jährigen nicht ausreichend auf die digitale Zukunft vorbereitet. Lernen finde überwiegend noch offline statt und digitale Bildung wird in der Wahrnehmung von Jugendlichen vor allem mit Informatikunterricht und PowerPoint-Kenntnissen gleichgesetzt. Ein Problem, das mit dem KMK-Beschluss „Strategie zur Bildung in der digitalen Welt“ angegangen werden soll. „Die Politik braucht Druck“ kommentierte Holter den zuvor an diesem Tag gestoppten Digitalpakt.

Auf die baldige Umsetzung und damit finanzielle Unterstützung für ihre Schule hofft auch Schulleiterin Petra Caspers-Naujoks. Die Mittelpunktschule Hartenrod nimmt bereits als eine von 40 Schulen am DKJS-Programm bildung.digital teil, das Schulen dabei unterstützt, eigene Konzepte der digitalen Bildung zu entwickeln und zu verankern. Gemeinsam mit OPENION setzt die Grund-, Haupt- und Realschule mit Förderstufe außerdem ein Demokratieförderungsprojekt um. Für den Auf- und Ausbau eines Kinder- und Jugendparlaments mit der Stadt spielt auch die Vermittlung digitaler Kompetenzen eine wichtige Rolle, eine methodisch zeitgemäße Demokratiebildung ist sonst nicht möglich. „Jugendliche beantworten mit digitalen Ansätzen ihre Fragen des Lebens“ so Caspers-Naujoks.

Kinder und Jugendliche müssen erleben, was und wie sie selbst gestalten können. Und das geht nicht durch Appelle, sondern nur durch nützliche und zeitgemäße Methoden und den Raum für Handlungsmöglichkeiten, darin war man sich an diesem Abend einig. „Junge Menschen müssen wieder eine Machermentalität entwickeln“, so Meike Otternberg. „Wir müssen sie befähigen, wieder Gestalter ihrer Zukunft zu sein, und nicht Getriebene.“

Herausforderungen annehmen, Mitbestimmung aushalten

Wie lassen sich Demokratiebildung und Digitalisierung in der Praxis erfolgreich verbinden und welche Schritte müssen getan werden? Potential sahen die Anwesenden bei der Entwicklung der Schulkultur. Schulen müssen sich zu einem demokratisch(er)en Ort entwickelt werden, an dem Kinder und Jugendliche mehr Beteiligung erfahren. „Keine Scheinbeteiligung“ forderte Dr. Heike Kahl. Es hilft nicht, Kindern und Jugendlichen das Gefühl zu geben, dass sie entscheiden können, sondern sie müssen wirklich entscheiden dürfen – „und zwar mehr als die Farbe der Toilettentüren“. Ein höherer Grad an Mitbestimmung stellt auch neue Herausforderungen an die Schulen und ihre Mitarbeitenden, sie müssen gemeinschaftlich Bereitschaft zeigen, neue Wege zu gehen und sich selbst stärker der Digitalisierung öffnen. „Schließlich müssen wir die Kinder nicht auf unsere Vergangenheit, sondern auf ihre Zukunft vorbereiten“ so Caspers-Naujoks. Wechselseitiges Lernen und Kooperationen mit außerschulischen Partnern können dabei gute Unterstützung leisten und gemeinsam einen Pool an multiprofessionellem Wissen in diesen Bereichen aufbauen. Letztlich können jedoch auch die „Digital Immigrants“ etwas Wichtiges vermitteln, das sich zumindest die Teilnehmenden der DIVSI-Studie wünschten: Die Kompetenz auch mal digital abschalten zu können.

Eine Aufzeichnung der Keynote von Meike Otternberg sowie der Podiumsdiskussion finden Sie demnächst auf dem neuen OPENION-Themenportal unter www.openion.de/themenportal.

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