Diskussion auf dem Zukunftstag der DKJS im Schloss Bellevue mit Dr. Florina Speth, Birgit Gebhardt, Hanno Burmester, Dr. Maja Göpel, Andreas Reiter und Moderatorin Nadia Sophia Zaboura
Foto: DKJS/Dorothea Tuch

Eine zukunftsfähige Demokratie

2019 feiert die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung ihr 25. Jubiläum. Das nimmt sie zum Anlass ein Vierteljahrhundert vorauszublicken: In welcher Welt und Art von Demokratie leben wir dann? Und wie bereiten wir Kinder und Jugendliche auf dieses Leben vor?

Lassen wir unseren Blick in die Zukunft schweifen, genauer gesagt ins Jahr 2044. Wie wird unsere Welt dann aussehen? Mensch und Maschine werden immer mehr miteinander verschmelzen, elektronisch gesteuerte künstliche Organe und Prothesen können hergestellt und transplantiert werden, Sensoren überwachen unseren Gesundheitszustand. Unsere Arbeitswelt wird definitiv eine andere sein, Roboter werden uns viele Tätigkeiten abnehmen und wir arbeiten flexibler, globaler und vernetzter als wir es heute tun. Wir werden immer älter und leben überwiegend in Städten. Das sind einige der Voraussagen, die Trendforscher schon jetzt für das Leben in 25 Jahren treffen können. Doch wie schnell die Entwicklungen vonstattengehen werden und welche ungeahnten Folgen die gegenwärtigen weltweiten Herausforderungen wie die Klimaerwärmung, die globale Migration und die zunehmende Digitalisierung außerdem mit sich bringen werden, kann heute noch niemand mit Sicherheit sagen. Und doch müssen wir die Erwachsenen von morgen, also die Kinder und Jugendlichen von heute, auf diese Welt vorbereiten. Wie kann das gehen? Und was heißt das auch für die politische Bildung?

Um diese großen und wichtigen Fragen gemeinsam mit Partnern, Expertinnen und Experten zu beantworten, hat die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) die Initiative 25next ins Leben gerufen. Als innovative Stiftung will sie ihren 25. Geburtstag im Jahr 2019 nicht zum Anlass nehmen, zurückzublicken, sondern will den Blick vorauswerfen ins Jahr 2044. Was müssen wir den Kindern und Jugendlichen heute mit auf den Weg geben, damit sie in dieser Welt nicht nur zu bestehen können, sondern ein gutes, erfülltes und selbstbestimmtes Leben führen und sich einbringen in die Gesellschaft, in der sie leben?

Auftakt der Initiative bildete der Zukunftstag 2018 im Schloss Bellevue, zu dem die Schirmherrin der DKJS Elke Büdenbender 130 Bildungsexperten zu einer Reise in die Zukunft eingeladen hatte. In fünf Kurzimpulsen zeichneten Zukunftsforscher und Trendexperten aus unterschiedlichen Perspektiven ein Bild der Welt von morgen und diskutierten mit den Gästen. Da war natürlich von den gegenwärtigen weltweiten Veränderungen die Rede, vor denen wir gerade stehen. Aber vor allem war die Rede davon, dass die Zukunft nicht etwas ist, das auf uns zurollt, das uns Angst bereitet und an dessen Herausforderungen wir uns und unsere Kinder bestmöglich anpassen müssen.

Bei aller Unterschiedlichkeit der eingeladenen Referentinnen und Referenten, waren sie sich darin einig: Wir Menschen können diese Zukunft mitbestimmen und die treibende Kraft in den Entwicklungen sein. Wir können entscheiden, wie wir die neuen Technologien und Möglichkeiten nutzen. Und wir haben vor allem die Aufgabe, unseren Kindern genau das zu vorzuleben und ihnen eine Bildung zu ermöglichen, die sie auf diese Zukunft bestmöglich vorbereitet. Dazu gehört, sie zu aktiven Gestaltern ihres Lebens und ihrer Zukunft zu machen. Dabei werden Kompetenzen wie Empathie, Offenheit, Kreativität, Flexibilität, Neugier und Mut eine immer größere Rolle spielen, wie eine Wörterwolke zeigte, in die alle Gäste im Schloss Bellevue ihre Vorstellungen der nötigen Fähigkeiten und Fertigkeit für die Zukunft einfließen lassen konnten.

Hanno Burmester, Policy Fellow vom Progressiven Zentrum Berlin ging in seinem Vortrag auf die Notwendigkeit einer zukunftsfähigen Demokratie ein:Wer 2044 eine lebendige Demokratie erleben möchte, muss bereit sein, Politik wiederzuentdecken … Ich wünsche den Kindern, die 2044 leben, eine Demokratie, die hinarbeitet auf ein Verständnis von Teilhabe, das darüber hinausgeht, einen Job und ein auskömmliches Einkommen zu haben, sondern dass Bildung und Persönlichkeitsentwicklung als zentrale Aufgaben des Gemeinwesens gelten.“

Er kritisierte den heutigen verkürzten Bildungsbegriff und sprach sich für die Vermittlung von sogenannten Meta-Kompetenzen aus. Dazu gehören für ihn:Es geht um Selbstführung, Selbstbewusstsein, es geht um ein Verständnis der eigenen Werte … Es geht um eine Ableitung, welche Handlungsprinzipien sich daraus ergeben, es geht um mein Gespür für den eigenen Lebenssinn. Es geht um die Fähigkeit, mit anderen in den Dialog zu treten und zuzuhören, mit anderen zusammenzuarbeiten und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten, Entscheidungen zu treffen und sie anderen zu erklären … Es geht also um die Kompetenz, sich selbst ins Verhältnis zur Welt zu setzen und seine eigenen Bedürfnisse in Abgleich zu stellen zu den im System vorhandenen.

Die Diskussionen auf dem Zukunftstag haben gezeigt: Es braucht Mut und Zuversicht und ein Verständnis von Bildung, das an der Persönlichkeit des Einzelnen, an seinen Werten und seinem Potential zur Entfaltung ansetzt.

Text: Kathleen Fietz

 

Wortwolke zur Frage: Welche Stärken und Fähigkeiten sind 2044 bedeutsam?
Bild: DKJS/VoxR.org

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