Foto: Fionn Große

Demokratische Werte müssen zunehmend verteidigt werden, so die Einschätzung von Dejan Mihajlović zum Internationalen Tag der Demokratie.

Was es zur Stärkung der Demokratie in der Praxis braucht und warum die Kooperation zwischen schulischen und außerschulischen Partnern in der Demokratiebildung dabei so wichtig ist, erklärt der Lehrer anlässlich des Internationalen Tags der Demokratie am 15. September 2019 im Interview mit OPENION.

OPENION:

Heute findet der Internationale Tag der Demokratie zum 13. Mal statt. Warum ist es gerade jetzt wichtig, an diesen Tag zu erinnern und die Demokratie zu feiern?

Dejan Mihajlović:

Ein Blick auf die weltweiten Entwicklungen der letzten Jahre zeigt, dass Rechtspopulismus und Rechtsextremismus auf dem Vormarsch sind und Demokratien und ihre Werte zunehmend verteidigt werden müssen. Eine Demokratie sichert ein offenes, pluralistisches, freies und friedliches Miteinander. Weil sich die Gesellschaft im steten Wandel befindet, müssen aber das Zusammenleben und die Regeln immer wieder neu und gemeinsam ausgehandelt werden. Eine Demokratie beschreibt keinen Zustand, sondern einen ständigen Prozess. Der internationale Tag der Demokratie gibt ihm mehr Raum im öffentlichen Diskurs.

OPENION:

Beim OPENION-Bundeskongress „demokratiebildung.heute“ am 26./27.9. in Berlin stehen Bedingungen und Methoden zeitgemäßer Demokratiebildung im Mittelpunkt. Was brauchen Kinder und Jugendliche, um in ihrem demokratischen Handeln bestärkt zu werden?

Dejan Mihajlović:

Junge Menschen sehen sich in ihrem demokratischen Handeln bestärkt, wenn sie eine echte Wirkung erreichen und wahrnehmen können. Dafür braucht es keine Placebo-Demokratiebildungsangebote, sondern authentische Optionen der Beteiligung, als möglichst offene, transparente und inklusive Prozesse in einem verbindlichen Rahmen. Durch die Digitale Transformation ergeben sich hier neue Möglichkeiten und Notwendigkeiten, Kinder und Jugendliche zu befähigen, ihren Stimmen mehr Gewicht zu verleihen, gehört zu werden, eine Demokratisierung zu erreichen, ob über Social Media oder andere digitale Settings.

OPENION:

Sie werden beim OPENION-Bundeskongress über Ihre Erfahrungen mit Kooperationen zwischen schulischen und außerschulischen Partnern in der Demokratiebildung berichten. Warum ist die Zusammenarbeit zwischen Lehrkräften und außerschulischen Akteuren so wichtig in der Demokratiebildung?

Dejan Mihajlović:

Demokratiebildung muss im gesellschaftlichen Kontext und nicht im institutionellen, schulischen Rahmen verstanden werden. Deshalb braucht es stets mehrere Akteure, Perspektiven und eine interdisziplinäre Zusammenarbeit. Außerschulische Kooperationspartner stellen also keine mögliche Ergänzung dar, sondern eine Notwendigkeit, wenn Demokratiebildungsprozesse gesellschaftlich nachhaltig und wirksam sein sollen. So ergänzen sich auch diverses Wissen und Erfahrungen, die eingebracht werden können und die Auswahl bezüglich der Ansprechpersonen für Schülerinnen und Schüler nimmt zu. Eine Win-win-win-Situation.