OPENION unterstützt Kinder und Jugendliche bei eigenen demokratischen Projekten
Bild: DKJS/Piero Chiussi

Rückblick zum 2. OPENION-Netzwerktreffen in Brandenburg und Sachsen

Am 20. und 21. Mai 2021 fand das zweite Netzwerktreffen der aktuellen OPENION-Projektverbünde aus Brandenburg und Sachsen statt. Die Projekte tauschten sich über gute Demokratiebildung, das eigene Demokratieverständnis und die SINUS-Jugendstudie 2020 aus.

Das zweitägige Netzwerktreffen startete mit einem Auftakt am Morgen für alle neuen OPENION-Projektverbünde aus Brandenburg und Sachsen. Im Fokus stand neben der Programmvorstellung besonders das persönliche Kennenlernen und der intensive Austausch über die Projektvorhaben. So vielfältig die Projektansätze sind – von Graffiti für graue Wände, rappen gegen Hass, über grüne Klassenzimmer, Demokratie vor Ort als App bis hin zu diversen Grundschulklassen – gemein haben alle Projekte, demokratische Räume für und mit Jugendlichen kreativ so zu gestalten, dass der eigene Sozialraum noch lebenswerter für alle wird.

Zum Nachmittag kamen alle weiteren Projektverbünde hinzu und wurden von Elke Buresch vom Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg und Martin Arndt vom Sächsischen Staatsministerium für Kultus begrüßt und in ihrer wichtigen Arbeit als Demokratiebildner:innen bestärkt. Beide boten den Anwesenden Unterstützungsmöglichkeiten für ihre Projekte an.

Im Austausch zwischen allen Teilnehmenden wurde schnell klar, dass die Pandemie Projektanpassungen erforderlich macht und die Motivation der Jugendlichen auf die Probe stellt. Hierzu haben die Teilnehmer:innen gemeinsam mit den Programmvertreter:innen im Laufe der beiden Tage analoge und digitale Ideen und Lösungsvorschläge erarbeitet.

Positioniert euch! Was gute Demokratiebildung mit dem eigenen Demokratieverständnis zu tun hat.

Anschließend setzten sich die Projektverbünde mit ihrem eigenen Demokratieverständnis auseinander. Den Auftakt dafür machte Saba-Nur Cheema, pädagogische Leiterin der Bildungsstätte Anne Frank, mit einer Impuls-Keynote zu der Frage, warum es wichtig ist, für Demokratie einzustehen und sich nicht neutral gegenüber demokratiefeindlichen Positionen zu verhalten. In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass Jugendliche einen geschützten Raum brauchen, in dem rassistische und diskriminierende Äußerungen und Vorfälle thematisiert werden und sie sich mit ihren unterschiedlichen Standpunkten und Perspektiven dazu äußern können.

In den darauffolgenden Arbeitsphasen reflektierten die Projektverbünde ihr eigenes Demokratieverständnis und tauschten sich dazu aus, welchen Einfluss das Demokratieverständnis auf die Arbeit mit Jugendlichen hat und wie es in der Arbeit mit Jugendlichen transparent gemacht werden kann. Dabei wurde deutlich, dass es den Projektverbünden wichtig ist, das Demokratieverständnis im Rahmen der Projektarbeit gemeinsam mit den Jugendlichen zu entwickeln und ihnen kein „fertiges Produkt“ vorzusetzen.

Wie erreichen wir mit Demokratieprojekten Jugendliche in prekären Lebenssituationen? Die SINUS-Jugendstudie für die Praxis.

Diese Frage beschäftigte die Teilnehmenden am zweiten Tag. Als Inputgebende war Wiebke Jessen von der SINUS:akademie mit dabei und stellte die SINUS-Jugendstudie 2020 vor. Alle vier Jahre werden deutschlandweit qualitative Interviews mit Jugendlichen geführt, um herauszufinden: Wie ticken Jugendliche? Welche Werte sind ihnen wichtig? Wie (er)leben sie ihren Alltag? Welche Vorstellungen von der Zukunft haben sie? Was denken sie über Schule? Das wirklich Spannende an der Jugendstudie ist, dass sie neben den Gemeinsamkeiten der jugendlichen Lebensrealitäten besonders auch ihre Unterschiedlichkeiten aufzeigt.

Jugendliche aus prekären Lebenslagen sind beispielsweise häufig von mehreren Risikolagen betroffen, haben eher ein geringeres Selbstvertrauen und fühlen sich oft abgehängt. Um positive Projekterfahrungen zu sammeln, ist es für sie wichtig, dass das Projekt klar und kleinschrittig strukturiert ist und viele Möglichkeiten für positive Erfahrungen bietet. Die Expeditiven wiederum wollen unkonventionelle Wege gehen. Ein stark strukturiertes Projekt ist für sie unattraktiv, sie wünschen sich Entscheidungsräume und sind gut vernetzt. Auch wenn es fließende Übergänge zwischen den einzelnen Lebenswelten gibt, verdeutlicht dieses Beispiel, weshalb es sinnvoll ist, sich vor dem Projektstart ein paar Fragen zur Zielgruppe zu stellen:

Welche Lebenswelt will ich erreichen? Wer braucht wirklich Unterstützung? Wie erreiche ich diese Zielgruppe? Welche Kompetenzen möchte ich stärken und welchen Rahmen brauchen sie dafür? Denn ein Projekt, dass möglichst viele unterschiedliche Gruppen von Jugendlichen adressiert, wird am Ende niemanden erreichen. Die SINUS-Jugendstudie 2020 liefert besonders auf die letzten beiden Fragen wichtige Antworten.

Schule muss sich strukturell verändern.

So unterschiedlich die Werte der Jugendlichen auch sind: Einigkeit besteht unter den Interviewten, dass Schule kein Ort der Mitbestimmung und -gestaltung ist. Auch wenn das wenige Jugendliche stört, in anderen Lebensbereichen wird deutlich, wie sehr Jugendliche und damit auch die Gesellschaft von Beteiligungs- und Mitbestimmungsmöglichkeiten profitieren. Was wäre alles möglich, wenn Schule demokratischer wird?

Alle Interessierten können hier einen Blick in die Folien zum Input von Wiebke Jessen von der SINUS:akademie werfen:

Einen Einblick in die Arbeit aller aktuellen OPENION-Projektverbünde aus Brandenburg, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Sachsen-Anhalt gibt es in unserer Projektlandkarte.

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